mJSG Melsungen/Körle/Guxhagen 2 – mB1 24:25 (12:13)
Zu einem verdienten aber sehr knappen Erfolg kamen die Spieler der B1 am vergangenen Wochenende in Melsungen. Nach einer durchwachsenen ersten Hälfte und einer knappen Führung zur Pause (13:12) stand am Ende ein hauchdünner 25:24-Sieg zubuche. Stark dezimiert und mit nur einem Auswechselspieler und generell nur einem Rückraumspieler, ging die Fahrt am Sonntag nach Nordhessen.
Nach einem soliden Beginn und einer 6:4-Führung wurde schnell deutlich, dass die Melsunger Hausherren in erster Linie durch übertriebene Härte versuchten, im Spielgeschehen mitzuhalten. Bis zum Stand von 7:5 für die HSG hatten die Gastgeber bereits vier progressive Strafen und eine direkte Disqualifikation erhalten. In Folge dessen musste der bis dahin starke Lennic Demuth (vier der sieben Treffer) verletzt Feld. Nun gab es gar keine Alternativen mehr.
Beim Stand von 11:13 für die Kleinostheimer – Lennic war nun kurz seit zwei Minuten wieder dabei – wurde dieser erneut zum Ziel eines Gesichtstreffers, welcher, nach 23 Spielminuten, den Melsungern bereits die zweite direkte rote Karte einbrachte. Wieder musste Lennic vom Feld und die Alternativen waren damit vorerst gänzlich passé.
Auch kam natürlich hinzu, dass im Rückraum die Handlungsalternativen absolut fehlten und nun mit Tim und Nico Jäger zwei etatmäßig Außenspieler im Rückraum agierten; sie aber ihre Sache gut machen. Vor allem in der Defensive war nun guter Rat teuer, wie man – vor allem im Rückraum – die Abwehr aufstellen könnte. So biss man sich mit allem, was einem zur Verfügung stand, in das Spiel, legte immer wieder vor, über 17:15, 20:18 und 22:20 war die HSG immer leicht vorne. Dabei ging die vollkommen überzogene Gangart der Hausherren weiter, die am Ende zu den beiden roten Karten noch fünf Zeitstrafen auf dem Konto hatte, wohingegen eine Zeitstrafe bei den Kleinostheimern zu finden war.
Problematisch wurde, dass man sich davon anstecken ließ, die Hitzigkeit der Partie schlug bei der HSG in Nervosität um, die immer wieder über die gesamte Spielzeit zu viel zu vielen technischen Fehlern führte. Viele Grundlagen, wie das Spiel nach vorne oder druckvolle Ballannahmen in der Vorwärtsbewegung fehlten und Aktionen waren phasenweise gehemmt, in der Defensive fehlte der Zugriff und auch die Möglichkeiten, Umstellungen im System oder auf den Positionen durchzunehmen.
Diese Verunsicherung trug maßgeblich dazu bei, dass immer wieder misslang, bei einer Führung, wegzuziehen. Und in der Folge durch unnötige Fehler zum Beispiel gewonnene Bälle beim Vortragen in den Angriff wieder verloren wurden oder Siebenmeter ungenutzt blieben. Also blieb Melsungen weiter im Spiel und man war auch ein wenig selbst daran schuld, dass das Spiel so lange offen, spannend und hektisch blieb.
Lennic kam am Schluss nochmals in die Partie und warf trotz Verletzung und Schmerzen nochmals alles auf das Feld, Till Becker übernahm die Verantwortung bei den Strafwürfen zum 23:22 und 24:23 für die HSG. Leon Lachmann war wieder einmal emotionaler Anführer, der seine Kameraden mitzog und alles hineinwarf und drei Siebenmeter in der Schlussphase rausholte. Tim Jäger entlastete durch gute Eins-gegen-eins-Situationen auf der linken Rückraumseite.
34 Sekunden vor dem Ende legte Melsungen die Auszeit (23:24) und erzielte in Unterzahl den Ausgleich, der aber nicht hätte nicht zählen dürfen: Der einlaufende Rechtsaußen riss unseren Halbverteidigter zu Boden, so dass Sirotkovic freie Bahn zum Ausgleich hatte. 20 Sekunden vor Spielende nahm die HSG ihre dritte Auszeit. Und mit der letzten Aktion zwei Sekunden vor dem Abpfiff erzielte ausgerechnet Lennic Demuth den entscheidenden Siegtreffer.
Glücklich war man auch über das Schiedsrichtergespann aus Rotenburg, die ihre Sache ordentlich machten und das Spiel im Griff hatten. Hier zog endlich mal ein Gespann die vorgegebene Linie von Beginn an durch und kippte weder um, noch fehlte der Mut, um in entscheidenden Situationen auch unpopuläre Entscheidungen zu treffen. Möglicherweise waren hier noch mehr Zeitstrafen fällig, agierte Melsungen bei fast jeder Aktion seitlich oder von hinten, durch Halten, Ziehen oder Stoßen. Aber dass überhaupt Schiedsrichter mal eine Linie vorgeben und sich auch dann daran halten, ist (bis auf wenige Ausnahmen in dieser Saison) diesbezüglich endlich mal ein Lichtblick.